STADTMUSEUM MAINBURG

IM HOPFENLAND HALLERTAU

120 Jahre Knabenschule Mainburg

Erkundungen und Entdeckungen
Wie kam es zur Erbauung der Knabenschule in Mainburg?

Seite aus dem Donaukurier, abgebildet in Erich Kandlers Geschichtsblatt zur Deggendorfer Knabenschule

Wie kam es zur Erbauung der Knabenschule in Mainburg?

Wie auch andernorts in Bayern wurden die vorhandenen Schulräume in Mainburg knapp. Seit einigen Jahren gab es schon die Mädchenschule im ehemaligen Aumerbräu neben der alten Pfarrkirche am Markt. Schulklassen wurden zeitweilig seit 1892 im Rathaus unterrichtet. So beschloss der Stadtrat, für einen Schulbau das Rotgerberanwesen Schöll am 12.8.1899 zu kaufen. (1)
Schon damals waren die Bauträger öffentlicher Gebäude verpflichtet, einen Architekten zur Planung einzusetzen, um eine Baugenehmigung zu erhalten.
Wie es zum Kontakt mit dem Architekten Johann Baptist Schott damals kam, wie die Planung und der Bau in Mainburg verliefen, ist bisher nicht überliefert. Schott hatte gerade ein Knabenschulhaus in Deggendorf (2) geplant und seit 1902 rege Planungen für das nicht weit entfernte Au/Hallertau. (3) Eine bisher nicht belegte These wäre: Die Anbahnungen des Auer Auftrages könnten seit 1900 gelaufen sein und mit der Beauftragung in Mainburg etwas zu tun haben.

Das Geschichtsblatt von Erich Kandler des Geschichtsvereins Deggendorf bringt einiges über die damaligen Verhältnisse öffentlicher Baupraxis zu tage.
Die Stadt Deggendorf hatte die gleichen Probleme seit 1894. Das Schüleraufkommen übertraf die Schulkapazitäten und die vorhandenen Schulhäuser entsprachen zumeist nicht mehr den sicherheits- und feuerpolizeilichen Bestimmungen. „Am 12. Januar 1898 teilte die Regierung von Niederbayern der Stadt Deggendorf die Entscheidung des Staatsministeriums mit und beauftragte sie gleichzeitig, ein Bauprogramm für den Neubau aufzustellen. Seit dem Besuch des Regierungspräsidenten Freiherrn von Fuchs waren zweieinhalb Jahre verstrichen, ohne daß sich an dem „höchstbußwürdigen Zustande" des Knabenschulhauses etwas geändert hätte, oder daß eine konkrete Planung für einen Schulhausneubau erfolgt wäre. Stattdessen versuchte die Stadt, den Neubau des Knabenschulhauses möglichst lange hintanzustellen und den Landschulen die Bildung einer eigenen Schule aufzutragen, nur um selbst eine kostensparende Lösung zu finden." (4)
Die Deggendorfer veröffentlichten das Schulprojekt in der Presse. Zur Planung und zum Kostenvoranschlag bewarb sich der in München tätige Architekt Johann Baptist Schott.
Die Deggendorfer hatten jedoch noch kein fixiertes Grundstück für den Neubau und gingen auf bauplatzsuche. Der Architekt erbot sich, die Eignung der 7 Bauplätze  zu prüfen.
Es sollten "12 Schulsäle zu 80 m2, ein Zeichensaal zu 80 m2, ein Lehrmittelzimmer mit Bibliothek, ein Konferenzzimmer sowie eine Hausmeisterwohnung" werden. "Eine Turnhalle war ebenfalls in das Bauprogramm miteinbezogen." (5) Der Bedarf wurde nach statistischen Erhebungen der Standesämter von Stadt und eingeschulten Gemeinden ermittelt.
Am 6. April 1898 reichte Schott einige Entwürfe bei der Stadtverwaltung ein, weitere folgen, ebenso die Kalkulation. Die Bauplatzsuche verzögerte die Beauftragung Schotts noch bis zum 31. August 1898. Die endgültigen Pläne nebst Kostenvoranschlag konnte Schott nach einigen Verzögerungen am Bauplatz bzgl. Abriss, Abwasserentsorgung etc. am 4. Februar 1899 vorlegen. Am 25. März 1899 wurden die Arbeiten zum Schulhaus von der Stadtverwaltung ausgeschrieben und am 15. Juli 1899 fand die Grundsteinweihe statt.
"Anfang September 1900 konnte man bereits absehen, dass ein pünktlicher Beginn des Schuljahres nicht einzuhalten war. So bat Kinskofer (Bürgermeister Anm. Red.) die königliche Regierung, den Schulbeginn auf den 1. Oktober 1900 verlegen zu dürfen, wozu eine kleine Feier geplant war, und zu der auch Vertreter des Regierungsbezirkes geladen waren. Trotz aller Bemühungen konnte auch der 1. Oktober als Termin nicht eingehalten werden, und die Einweihungsfeier musste um eine Woche auf den 8. Oktober verlegt werden." (6)

Während in Deggendorf die Knabenschule nach Plänen Schotts gebaut wurde, begann die Umsetzung der Mainburger Knabenschule nach seinen Plänen. Im Werkverzeichnis zu Schott nach der Altöttinger Auftragsliste steht: "1900 – 1902 Ausführung des barockisierenden Walmdachbaus mit Blendgiebel nach den Plänen Schotts wohl durch den Mainburger Bauunternehmer Josef Katzl." (7) Hans Detter erwähnt zusätzlich den Maurermeister Johann Schosser und den Baubeginn im Jahre 1901. (8)
Am 1. Mai 1902 wurde die Knabenschule Mainburg feierlich eröffnet. Die Schulraumnot war erst mal behoben, klopfte aber immer wieder an.

Fortsetzung folgt mit diesen Erkundungen:

  • architektonische Baubeschreibung mit Abbildungen
  • Johann Baptist Schott und Stilentwicklungen in seiner Zeit
  • Volksschule und was danach kam

Hinweis der Autorin:
Zahlen in Klammern nummerieren fortlaufend die Quellen. Das Quellverzeichnis befindet sich im nebenstehenden PDF.